Was ist der Schatten und woher kommt dieser Begriff?
„Der Schatten ist ein Konzept in der Analytischen Psycho logie nach Carl Gustav Jung, das wie das Konzept Persona mit der Metapher Licht und Schatten arbeitet. Der Schatten ist einer der wichtigsten Persönlichkeitsanteile und zugleich, in seinem überpersönlichen Aspekt, ein Archetyp des kollektiven Unbewussten. Der psychologische Begriff des Schattens hat sowohl eine individuelle als auch eine kollektive Bedeutung.“ Quelle Wikipedia Schattenarbeit
Der Schatten bezeichnet nach Jung die versteckte Seite der menschlichen Psyche. Der unterscheidet zwischen dem archetypischen Schatten und dem persönlichen Schatten.
Einführung in die Bedeutung von Archetypen im kollektiven Unbewussten
Archetypen sind die ursprünglichen menschlichen Vorstellungsmuster, die im kollektiven Unbewussten verankert sind. Jeder Mensch hat eine unbewusste psychische Grundstruktur, die als Schatten bezeichnet wird und die dunkle Seite des Selbst darstellt. Der Schatten umfasst das Böse im Menschen und ist eine angeborene Veranlagung, die nicht ausgelöscht werden kann. Licht existiert nicht ohne Schatten und Gut existiert nicht ohne Böse. Die Polarität ist allgegenwärtig und unverzichtbar für das menschliche Sein.
Carl Gustav Jung riet: Nehmt die Grundidee des archetypischen Schattens als vorhandene, psychologische Tatsache an. Dann wäre es dennoch eine lebenslange Aufgabe, sich diesem Schatten bewusst zu sein und ihn im Auge zu behalten.
Die Psychologie der Schatten: Wie man seine Persönlichkeit transformiert
Der kollektive Schatten ist etwas, das man nicht beeinflussen kann. Aber man kann seinen eigenen Schatten transformieren und bearbeiten, um sich besser zu verstehen. Der persönliche Schatten bezieht sich auf jene Teile unserer Persönlichkeit, die wir in der Kindheit aus Angst abgespalten und unterdrückt haben. Wir wollen diese Anteile nicht zeigen und verstecken sie im Unterbewusstsein als persönliche Schatten. Obwohl der Begriff "Schatten" düster klingt, ist er nicht gleichbedeutend mit schlechtem Verhalten. Der persönliche Schatten ist ein Teil von uns, der uns beeinflusst, ohne dass wir es bemerken. Wenn wir uns selbst besser verstehen wollen, müssen wir uns mit unserem Schatten auseinandersetzen.
Ich bringe dir hier mal ein verständliches Beispiel wie ein Schatten in der Kindheit entsteht.
Ein 6-jähriger Junge spielt mit seiner Schwester, diese nimmt ihm das Spielzeug weg und der kleine Junge fängt an zu weinen. Der Vater kommt dazu und sagt dem kleinen Jungen: Hör auf zu weinen wie ein Mädchen, ein Indianer kennt keinen Schmerz. Das Kind bekommt von seinem Vater (Mutter & Vater sind überlebenswichtig für das Kind – da Bezugspersonen) suggeriert, weinen ist schlecht, du darfst dich so nicht fühlen. Also probiert der Junge beim nächsten Mal seinem Vater zu gefallen mit einer anderen Reaktion wie Wut, Aggressivität oder sogar Gewalt. Hier entsteht ein persönlicher Schatten. Der Junge hat als Erwachsener Schwierigkeiten Dinge zu fühlen und kann seine Emotionen nicht zeigen. Auch dann nicht, wenn es angebracht wäre. Aus Angst wird der Junge, solange er diesen Schatten nicht erkannt und gelöst hat, Emotionen nicht richtig zulassen und sich immer wieder versperren. Darunter leidet dann auch sein Umfeld. Denn hinter dieser Fassade liegt eigentlich ein sensibler Mann, der sich aber nicht zeigen kann. Schon mal gehört oder? Eben wir haben das alle!
Befreiung des Unterbewusstseins: Eine Notwendigkeit
Unser Schatten, der tiefe Kern unseres Selbst, sollte nicht verdrängt werden. Er offenbart unser wahres Wesen, das durch negative Erfahrungen im Leben, ob als Kind oder Erwachsener, unterdrückt wurde. Wenn wir unseren Schatten leugnen, führt dies zu Verwirrung, Beziehungsproblemen und vermindert unser Glück. Es ist wichtig, unsere positiven Eigenschaften anzunehmen und eine positive Verbindung zu unserem Schatten herzustellen, um uns selbst zu akzeptieren und ein erfülltes Leben zu führen.
Möglichkeiten zum Beleuchten:
1. Projektion
Reflektion von Verhaltensweisen: Wie man seine Schattenanteile erkennt
In vielen Fällen legen Menschen ihre eigenen Probleme auf andere. Es ist jedoch wichtig, Verantwortung für das eigene Handeln zu übernehmen, anstatt es anderen zuzuschreiben. Der erste Schritt besteht darin, sich selbst zu reflektieren. Der Mensch, der uns gegenübersteht, kann als Spiegelbild unserer Schattenanteile dienen. Durch diese Erkenntnis können wir unser Unterbewusstsein bewusst machen. Der schwierigste Teil besteht jedoch darin, das Ganze zu identifizieren. Hierbei kann das Wachstumspotenzial im persönlichen Umfeld wie Partner oder Familie besonders groß sein. Da diese Menschen tief in unseren Emotionen verwurzelt sind, kann dies eine Herausforderung darstellen.
2. Auslöser
Die Bedeutung von Triggern
Trigger sind Erinnerungen an vergangene Traumata oder ungelöste Verletzungen eines Menschen. Sie sind die Botschafter deines persönlichen Schattens. In welchen Situationen wirst du besonders emotional? Indem du dich auf dieses Gefühl konzentrierst, kannst du es identifizieren und erkennen, was sich dahinter verbirgt. Es gibt einen Grund für deine Empfindungen, aber du musst dich nicht so fühlen!
3. Muster
Erkennen des Persönlichen Schattens anhand von wiederkehrenden Mustern
Wiederkehrende Muster, wie Verhaltensweisen oder Partnerwahl, können auf persönliche Schatten hinweisen. Hast du dich beispielsweise dabei erwischt, nervös oder wütend zu werden, wenn jemand unhöflich ist? Dann könnte es sein, dass du deine offene und selbstbewusste Art unterdrückt hast, um deine Meinung nicht zu äußern.
Hast du deinen Schatten identifiziert, geht es darum ihn zu integrieren! Hole ihn aus dem Unbewussten heraus und akzeptiere ihn. Und ja du darfst dir ruhig denken, warum soll ich in der Dunkelheit wühlen, was wenn da noch mehr Dunkelheit ist? Habe davor keine Angst. Klar ist es einfacher, wenn man sich nicht damit auseinandersetzt. Aber Wachstum ist nie schön. Das Ergebnis aber ist es wert. Und Wachstum ist auch nicht ununterbrochen hart. Es ist so ein bisschen wie ein Rollercoaster. Du bekommst ja auch immer wieder Erkenntnisse und das macht dich stolz. Mach es und erfahre es selbst. Erfahrung ist das Feld, wie eine Seele wächst.
Außerdem kannst du dir jederzeit professionelle Hilfe dazu holen. Heutzutage ist es nicht mehr schlimm wenn man zur Therapie geht. Ganz im Gegenteil! Das zeigt von Eigenverantwortung und Selbstfürsorge. Do it, wenn du es brauchst.
Tools!
Weitere Möglichkeiten deine Schatten zu erkennen, ist das bewusste Eintauchen in deine Kindheit. Folgende Fragen kannst du dir stellen:
Wurde ich als Kind vollständig akzeptiert?
Wie habe ich mich überwiegend gefühlt?
Was wurde von mir erwartet?
Welche Verhaltensweisen & Emotionen wurden von meinem sozialen Umfeld (vor allem Bezugspersonen) beurteilt?
Eine der wichtigsten Sachen bei der Schattenarbeit: MITGEFÜHL
Habe Mitgefühl mit dir, wie großartig bist du allein schon deshalb, weil du dich damit beschäftigst. Weil du dich mit deinen Anteilen auseinandersetzt und dich nicht in irgendwas flüchtest. Dich in den Schmerz deiner Vergangenheit und deiner Gegenwart einfühlst. Ich bin auf jeden Fall jetzt schon wahnsinnig stolz auf Dich!
Du bist nun deine eigene starke Bezugsperson. Löse deine Schatten auf und dominiere dein Leben. In jedem Menschen steckt unendlich viel Potenzial. Bei den meisten liegt es jedoch im Unterbewusstsein vergraben und bleibt dort. Ermächtige dich und greife auf dein volles Potenzial zu.
Facts!
Sei dir bewusst, jeder Mensch handelt zu 95% aus dem Unterbewusstsein. Alle Strukturen aus der Kindheit, Erziehung, Erlebnisse usw. sind Teil dieser 95%. Das heißt du handelst nur zu 5% aus deinem Bewusstsein. Alleine diese Tatsache ist so schwerwiegend, dass es einfach nur Sinn ergibt sich mit dem Unterbewusstsein zu beschäftigen. Es geht auch nicht darum die Trigger verschwinden zu lassen, sondern sie zu kennen. Um dann bewusst auf alles reagieren zu können. Und nicht unbewusst. Do the shadow work!
Help!
Ein sehr hilfreiches Buch dazu gibt es von Stefanie Stahl. Das Kind in dir muss Heimat finden oder Jeder ist beziehungsfähig. Damit kannst du aktiv an deinem Sonnenkind und Schattenkind arbeiten. Denn die Bezeichnung Inneres Kind ist nichts anderes wie die Schattenanteile. Es gibt viele Bezeichnungen dafür. Finde das, was zu dir passt. Ihr letztes Buch Wer wir sind gibt einen Einblick in die Psychologie der Menschen und die verschiedenen Bindungsmuster. Auch wenn wir denken wir sind alle einzigartig – psychologisch sind wir ganz simpel zu erklären. Du wirst dich in den Worten finden und so kann dein Weg beginnen, mit einem einfachen Buch.
Hier der Link zu ihren Büchern. https://www.stefaniestahl.de/buecher/
Auch Christian Hemschemeier ist ein echter Helfer! Hier der Link zu seinen Kursen Liebeschip https://www.liebeschip.de/store
Beide Autoren sind auch Speaker und haben Podcasts! Stefanie Stahl habe ich letztes Jahr in FFM mit ihrem neuen Buch Wer wir sind gesehen und war sehr beeindruckt. Du kannst dir auch sehr vieles umsonst anhören und sie beleuchten unglaublich viele Themen. Manchen taugen Bücher, manchen Podcasts. Ich mische das immer, wie ich das brauche. Und wie ich auch Energie dafür habe. Man kann nicht jeden Tag seine Schattenanteile anleuchten und sollte sich in dieser Arbeit auch nicht verlieren. Step by step! Lass dir Zeit. Dieser Prozess endet niemals und es gibt ständig was Neues über dich selbst zu erfahren.
Und ein ganz persönlicher Tipp. Fahr alleine irgendwohin! In ein Ashram, in ein Kloster an einen ruhigen Ort. Tauche ein in die Stille! Die Stille ist erdrückend, konfrontierend und beängstigend. Und genau da gehts rein ins Vergnügen. Glaub mir, das wird gut!
Habe Spaß auf dem Weg dir selbst näher zu kommen und bleibe liebevoll.
Danke für deine Zeit und deinen Mut.
Love
Lisa
Als Pädagogin lese ich immer wieder von C. G. Jung, seinen Theorien und Thesen, die oftmals so treffend sind.
Auch wenn ich autobiographisches Arbeiten grundsätzlich als sehr bereichernd empfinde, gibt es Themen, die schwer anzusehen sind, gerade deshalb müssen sie betrachtet und bewusst gemacht werden, viel zu schade, dass sie ansonsten unser Leben in Richtung lenken, in die wir gar nicht gehen wollen.
Liebe Lisa, vielen Dank für deine Mühe und die Erinnerung, sich mutig seinen Schatten zu stellen.